Mein erstes Date zum Jahresanfang Teil 2

– Januar 2019 –

Sauer stapfe ich nach Hause. Was für ein behindertes Arschloch. Nebenher schreibe ich meiner Mitbewohnerin und kotze mich schon jetzt aus. 20:26 Uhr. Ich schließe die Tür auf und trete ins Treppenhaus. Mein Handy vibriert. „Hallooo! Bist du noch da? Hab dich nicht gesehen.“ Sein Ernst? Ich warte doch keine halbe Stunde auf ein Date. Genau so schreibe ich ihm das. „Ich war um 8 da. Hab drinnen gewartet. Gleich links, wenn man reinkommt.“ Ich denke mir als ob. Ich lass mich doch kein zweites Mal verarschen. Ich wollte schon alle weiteren Nachrichten ignorieren, da schickt er mir seinen Standort. Er ist tatsächlich in der Bar. Nach langem Gerede wer wo gewartet hat, fragt er mich ob ich nicht nochmal umdrehen will.

Ich druckse herum und sage dann, dass wir uns in der Mitte treffen können und schlage ihm eine andere Bar vor. Der Treffpunkt wird genauestens besprochen. Drinnen. Unten! Ich bin noch etwas misstrauisch, mache mich aber dennoch auf den Weg. Dort angekommen, versuche ich wieder durch die Fenster etwas zu erkennen. Leider ohne Erfolg also gehe ich in die Bar. Beim umschauen sehe ich ihn. Er winkt mir zu und lächelt unglaublich frech. Ich lache sofort los. Er umarmt mich etwas länger als wir es wahrscheinlich sonst getan hätten und bietet mir gleich schon einen Haselnussschnaps an, den er bereits bestellt hatte. „Komm! Trink erst mal einen.“ Wie könnte sich ein Mann noch schneller sympathisch machen?

Wir lachen über das dumme Missverständnis. Er schaut sonst auch nie auf sein Handy und hat dort angefangen ein Buch zu lesen und so die Zeit vergessen. Ich versuche lustig ihm ein schlechtes Gewissen einzureden, weil er mich in der Kälte hat warten lassen, während er im warmen ein Buch gelesen hat. In einem Schwung nimmt er meine Hände in seine und versucht sie zu wärmen. Die Geste erinnert mich stark an Mr. Beschnitten. Etwas befremdlich und gleichzeitig unglaublich süß. Wir reden über alles mögliche. Fragen Sachen genauer nach, die man sich bereits geschrieben hatte. Man spürt das richtige Interesse an jeweils der anderen Person. Er fragt nach der Ausstellung, die ich heute noch besuchen wollte. Ich erzähle ihm, dass ich es doch nicht mehr geschafft habe und stattdessen Zuhause war. Er ergreift die Initiative und sagt, dass wir da ja auch zusammen hingehen können, wenn ich möchte. Ich muss lächeln, versuche gleichzeitig nicht komplett vor Freude in die Luft zu springen. Möglichst cool sage ich: „Ja, voll gerne.“

Irgendwann kurz vor elf beschließen wir zu gehen. Die Bahnhaltestelle ist direkt vor der Tür. Weil ich quasi um die Ecke wohne und nach Hause laufe, verabschieden wir uns schon hier. Während wir uns umarmen, spüre ich einen Kuss auf meiner Wange. Ich weiß nicht genau was dann passiert ist. Ob es nun meine türkischen Gene waren, die mich reflexartig dazu gebracht haben mein Kopf in seine Richtung zu drehen, damit die nächste Backe dran ist. So Küsschen rechts, Küsschen links mäßig. Er nimmt meine Verwirrung etwas anders auf und sagt: „Ach komm. Dann machen wir es doch gleich richtig.“ Mit der Ansage küsst er mich auf die Lippen. Ein ganz kurzer, zarter Kuss. Eher ein Schmatzer als irgendwas anderes. Wir schauen uns in die Augen und küssen uns gleich nochmal kurz. Unsere Hände finden sich. Der Kuss ist keine Ansage, dass es weiter geht. Er ist eher ein schöner Abschied. Wir verabschieden uns nochmal, drehen uns zum gehen um. Unsere Hände berühren sich solange, bis jeder je einen Schritt in die andere Richtung macht.

Ich bin beflügelt. Muss unglaublich grinsen. Was war das bitte für ein Date? Wer hätte das von dem heutigen Tag noch erwartet? Mein Gang bekommt einen unglaublichen Schwung. Ja, wer hätte das erwartet?

15 Gedanken zu “Mein erstes Date zum Jahresanfang Teil 2

  1. Klingt schön, aber über den verkorksten Start komm ich nicht hinweg. Wieso schaut der denn nicht auf sein Handy wenn er merkt dass Du nicht kommst? Er ist für ein Date in der Bar, nicht um ein Buch zu lesen, da wartet man doch gespannt und verliert sich nicht in der Story. Man schaut aufs Handy, auch wenn man das sonst nicht tut oder vor die Tür. Sorry aber irgendwie kommt mir das schräg vor …

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    1. Und schon gehen sie wieder los, die Spekulationen 🙂

      Dem ersten Teil habe ich entnommen, dass sie die Bar gar nicht betreten hat, also kann es sich schon genauso abgespielt haben, wie er es geschildert hat.

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    2. Hab ich ihn auch gefragt. Einfach weil sonst auch nie auf sein Handy schaut. Ich mein er hat sich irgendwann selber verarscht vorgekommen, weswegen er dann erst aufs handy geschaut hat 🤷🏻‍♀️

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    1. Ja ich bin sehr kreativ mit meinen Namen. M nenne ich bereits Mr. Chillig aber Mr. Verpeilt find ich auch gut…
      Noch nicht ganz eine Fortsetzung 🤷🏻‍♀️

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      1. Das hab ich noch gar nicht geschrieben. Ich nenne ihn für mich Mr Chillig 😂😂 also alles gut 🙈 aber ja meine Konzentration ist ähnlich wie bei dir angesiedelt gerade 🤷🏻‍♀️

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